Da ich manchmal Sichtungsprotokolle während unserer Besuche in Stadt- oder Staatsarchiven mitführe, möchte ich an dieser Stelle mal anfangen diese hier aufzulisten, da für den ein oder anderen sicher etwas interessantes dabei ist. Bei entsprechendem Interesse kann ich auch gerne noch einige ältere Sichtungsdokumentationen einstellen. Vielleicht sollten wir diese regelmäßig mitführen, damit wichtige Erkenntnisse nicht unter den Tisch fallen.
333/1446 Reifenberger Gerichtsprotokolle 1685-1707
Der Faszikel besteht aus ungefähr 60-70 Seiten Gerichtsprotokolle, allerdings sind die Formalbeschreibungen (Protokollanten, usw) gegenüber dem alten Gerichtsbuch weitestgehend nicht mehr enthalten.
Ab S.1: Regelungen den Müller Schwindt NR betreffend. (kopiert)
Auf S.6 (1695):
"Im gleichen ad. instantium
H. Pfarrers bürgerschafft
in ermangelung eines1 Gottes
Ackers vergünstiget worden
bei dem Rothen Creutz Ein
nöthigen Platz dar Zu aptieren, doch
denen würcklichen im baw stehenden
Herrschaftl(ichen) Güthern ohn schädlich"
(Siehe Details in anhängender Transkription)
S. xx (????)
"Niedgesthal abgebrannt" !!! (war m.E. bisher unbekannt). Die zurückgebliebenen Bewohner verteilten sich demnach auf die umliegenden Dörfer. Unklar, ob es in diesem Zeitraum passierte. Bisher ging man davon aus, dass N. im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Dorf evtl. bei Machtkämpfen von Mainz oder einem anderen Krieg (Pfälzischer Erbfolgekrieg ? => würde zeitlich sehr gut passen!!!) um die Herrschaft Reifenberg zerrieben wurde.
Darüber hinaus finden sich danach folgende Inhalte in den Protokollen:
• Oberförster Sachen betreffend => Wenzel, evtl. verwandt mit Pater Franz Wenzel ? (ca. 25-30 Seiten). Hierbei wird erwähnt, dass der Förster auch Wiesen im Niederreifenberger Weihergrund hat (kopiert)
• Johann Wilhelm Laxner betreffen ab 1707ff
• Beschwerden der Arnoldshainer wegen der Nutzung von Weiden am Faulen Berg
• Streit der Köhler mit dem Hammerschmied um die Holznutzung
333/1866 Erbauung eines Pfarrhauses zu Reifenberg (1712)
Hier geht es um Schriftverkehr, der überwiegen den Seelenberger Pfarrhausbau und die Kapelle betreffen. Das Pfarrhaus in Reifenberg wird nur am Ende erwähnt. Dieser Faszikel besteht hauptsächlich aus Briefen, die Pater Wenzel geschrieben hat. Hierbei gibt es auch Streit (wie immer bei ihm), u.a. sogar einen Streit der bei den Grafen ausgetragen wird, weil sich Maurer Georgy weigerte seine Arbeiten zu beginnen.
Reparaturen an Kapelle: die Tür oben war undicht, an den Fenstern sollten Gitter angebracht werden. Die Tür soll abgeschlossen werden können. Es werden auch Kosten aufgeführt, die für das Wiesenmähen nördlich und südlich der Kapelle ausgegeben wurden. Es wäre zu überrpüfen, warum diese Kosten ausgerechnet dort angegeben wurden. Scheinbar wurden hierzu Fremdarbeiter herangezogen (Woher habe ich leider nicht notiert, Königstein ?)
Eine Sache scheint um einige Bäume hinter der Kapelle zu gehen.
Besonders interessant ist hier ein kleines, unscheinbares Heft welches scheinbar vom Rentmeister oder einem Pfarrer stammt. Dieses beginnt bereits 1707. Hierbei geht es um Palisadenzäune die wohl um Reifenberg erneuert werden sollen, aber auch um den Kapellenerbauer Hans Georg ("jörg") Müllers Haus und seinen Garten im Eichfeld. Es ist hierbei notiert dass 1709 (!) für die "Creutz Capell" Ölsand gegeben wurde. Das deutet darauf hin, dass es sich um hierbei um Müllers Kapellenbau handeln dürfte. 1710 ist etwas mit der Eich erwähnt. Die Schrift ist sehr klein, habe deshalb alles kopieren lassen um es in Ruhe zu transkribieren.
333/3643 Kirchenbau-Rechnungen von Reifenberg (1704-1711)
Schultheiß Krimmel war auch Kirchenbaumeister (also der Geldsammler für die Kirchenbaumaßnahmen).
Unter "Einnahmen" werden nebst vielen anderen Personen auch 7 Morgen Wiesen von Hans Georg Müller erwähnt. Das könnten die im Eichfeld gewesen sein.
333/1488 Güter und Gefälle der Kirche in Reifenberg (1683-1724)
Dies ist eine sehr umfangreiche Dokumentation, mehrere 100 Seiten und ein Kirchenzinsbuch auf Art eines Stockbuches von 1712. Dieses Paket erscheint sehr interessant, da es vielfältige Dinge enthält.
Hier gibt es Auszüge aus Berichten des Rentmeister Johann Crusius, der bereits unter Philipp Ludwig von Reifenberg gedient hatte und um 1689 von der Zerstörung der Burg berichtete. Er beschwert sich hier an einer Stelle u.a. über die fehlende Kirche, die zu diesem Zeitpunkt noch abgerissen gewesen sein dürfte.
Ein Teil der Einträge sind auch eine Besitzübersicht von Johann Heinrich von Reifenberg, der ja bereits 1628 gestorben war. Auch Briefe mit dessen Unterschrift sind enthalten. Diese Besitz-Liste könnte sehr interessant sein für einen Gesamtüberblick der Besitzungen anfangs des 17. Jahrhunderts der bei uns beherrschenden Wetterauer Reifenberger Familie.
Im Kirchenzinsbuch waren einige bisher unbekannte Flurnamen, die ich größtenteils mal notiert habe:
• "ständige Zinsen am "alten Weyher" (wo soll der gewesen sein ? Einer der damals existierenden 3 Weiher?)
• #2 "Acker ahm gehenberg" (welcher Berg soll das sein ? Evtl. von Name abgeleitet ? Ist mehrfach erwähnt)
• #8 "Steinwies zwischen dem alten Königsteiner Weg und Ludwig Franz Vest" (es gab damals bereits einen/den "alten" Königsteiner Weg (BFO) ?!
• #11 "Wochners Wiese am Jungen gemeinen Wald" (Name Wochner unbekannt oder soll das Wagner / Wachner heißen?)
• #13 "Ohlens Wies zwischen Johannes Rauch aus Schwickershausen und dem alten Königsteiner Weg (die Familie Ohl / Öhl ist im alten Gerichtsbuch häufig erwähnt => Johann Öl. Johannes Rauch war evtl. Müller. Dies könnte auf die Mühle an der Wirtswiese hindeuten!)
• #17 "von einem Acker auss zur Zassera gelegen" (der Zassenrain wird hier mehrfach erwähnt. Dass neuzeitlich der Begriff von Zaineisen stammen soll, scheint mir auf Grund der damaligen konsistenten Schreibweise immer mehr fraglich) Auch #18.
• #19 "Wolfstück" aus der frey ?? (sollte wohl Frauenhain heißen? Eigene Sauklaue! Im Buch taucht aber auch oft der Begriff "Freyenhain" auf, was andeutet könnte, dass der Name Frauenhain ein zersprochener Begriff ist und vielleicht von "Frei" kommt, also "freier Hain".
• #20: "gibt auss der so genandten würtz wies zwischen dem Weilsberg undt der Bach, stost oben uff den Königsteiner Weg, undt undten an Johannes Laxner. Gehört zur Pfarrey" (Aus bisherigen Beschreibungen war die Wirtswiese immer die oberhalb des alten Königsteiner Wegs. Mit dem Königsteiner Weg könnte hier die heutige Limesstraße gemeint sein, da sonst dort kein Weg war?!?! Oder gab es da schon einen Weg den "Plane" hoch ? => Eher Limesweg, der existierte definitiv.
• #32 "Catheheiner Wies im Frauenhain" (es ist nicht "Catherein" -für Katherina-. Sollte man sich nochmal genauer anschauen.)
• #34 "Schlagwiese zwischen dem gemeinen Trieb und Caspar Brendel" (Problem ist: einen gemeinen Trieb scheint es an vielen Orten gegeben haben. Schwierig lokalisierbar. Aber von einer Schlagwiese hatte ich bisher noch nicht gehört. Könnte auf Nachnamen deutet, aber der Name existierte m.E. in Reifenberg nicht.)
• #36 "Stockwiese zwischen Johannes Gönner und Niclaus Vest" (Stockwiese eigentlich Arnoldshain Nähe Reifenberger Weg. Evtl. auch eine Stockwiese in OR? Stock => abgeschnittene Bäume von Rodung.)
• #39 "Haselsgarten zwischen Trieb und Johannes Laxner" (siehe Punkte oben => Trieb, Haselsgarten bisher m.E. unlokalisierter Flurname.)
(Siehe Transkription inkl. eines Briefes von Philipp Ludwigs Schwester Marie von Reifenberg an ihren Vetter im Anhang)
333/3519 Kirchenbau-Rechnungen Reifenberg und Arnoldshain (1632)
Eigene Familiengeschichte:
• Johannes Kärtter zahlt 8 alb. 7sch. Zinsen
• Hans Ketter zahlt 15 alb. 7 sch. Zinsen
Die beiden sind nicht direkt untereinander aufgelistet, was auf separate Familien deutet. Auch die Schreibweise scheint konsistent zu differenzieren. Johannes Kärtter könnte eine Sohn des ev. Pfarrers Nikolaus Kärder zu sein. Dies deutete sich in Kärders Heberegister von 1587ff an. Hans Ketter dürfte aus einer Familie aus Arnoldshain stammen, während Nicolaus Kärder nach einer Genealogie von Käthners aus Usingen stammt. Zumindest ging er dort zur Schule, genau wie Wendel Karter (letzter Keller von Kloster Thron) und dessen Bruder Gerhard, der auch Schultheiß von Reifenberg war. Es ist anzunehmen, dass Nikolaus ein Cousin, weiterer Bruder oder naher Verwandter der beiden war. In diesen Kreis dürfte auch Georg Kärder gehören, der vielleicht ein Sohn dieser drei gewesen ist. Dessen Tochter Elisabeth heiratet auf der ersten Seite des alten Kopulationsbuches (1664?)
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