Am 2.1. waren wir dieses mal zu dritt im Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. Hier eine kurze Übersicht der gesichteten Sachen inklusive erster Anmerkungen und Erkenntnisse zu dem gesichteten und teilweise auch kopierten Material.
Der Marquis Jean Claude Francois de Villeneuve, der mit Anna von Reifenberg (der Schwester von Philipp Ludwig) verheiratet war, hatte ein extrem enges Verhältnis zu "Ma tres cher frere - Philip Louis". Unzählige Briefe zwischen den beiden beweisen das. Dieses Verhältnis war jedoch nicht frei von heftigen Konflikten. Briefe von 1640 zwischen den beiden, in denen der Marquis dem Reifenberger scheinbar etliche Selbstmorde anlastet, bergen Sprengstoff. Neu auch die Erkenntnis, dass Villeneuve in Diensten des Papst stand und für diesen eine Armee in Venetien führte. Dennoch scheint ihn selbst ein dunkles Geheimnis zu umgeben.
War er ein Betrüger? Die Nassauer waren bereits 1631 nach Untersuchungen von anerkannten genealogischen Spezialisten in Paris und auch 1645 noch davon fest überzeugt, dass er lediglich ein bürgerlicher Sohn und Aufschneider war. Er selbst behauptete immer wieder, er wäre nach einem Duell bei dem er jemanden tötete all seiner adeligen Güter beraubt worden und ins Exil geflohen. Aber sogar angebliche Namen seiner echten Eltern werden von den Nassauern benannt. Ein Reifenberger Schultheiß bezeichnete ihn 1726 sogar als "einfaches Schneider-Bürschchen aus Frankreich", wofür er vor Gericht gestellt, des Amtes enthoben und zu 200 Gulden Strafe verurteilt wurde.
Dieser Schultheiß hatte aber noch unglaublicheres zu berichten: hatte Philipp-Ludwig -als hoher katholischer Geistlicher- sogar heimlich ein Kind mit einer Reifenbergerin gezeugt?
1/1502 Rechtstreit mit „Niederreifenberger“ Herren.
Rechtsstreit zwischen den Brüdern Friedrich, Emmerich und Marsilius von Reifenberg, sowie Christoph, Johann und Conrad von Hattstein, gegen die Grafen Stolberg-Königstein und Hohensolms, sowie Friedrich von Reifenberg, NIEDERREIFENBERG. Da die Akte aus dem Jahr 1563 stammt und hier in der Beschreibung der Ort Niederreifenberg ausdrücklich erwähnt ist, haben wir nach Hinweisen gesucht, ob dieser Friedrich von Reifenberg in Niederreifenberg gewohnt haben könnte. Leider gab es keinerlei Hinweise darauf. (Ca. 20 Seiten kopiert mit großer Urkunde/ Vertrag – Vorder- und Rückseite beschrieben). Detailliertere Analyse steht noch aus.
333/1 Verzeichnis der an die von Reifenberg fallenden Zinsen und Güter zu Kaub
Die Akte enthält eine Urkunde auf Pergament, rückseitig beschriftet aus dem Jahr 1260 ( fotografiert). Erstaunlich ist hierbei, dass die Reifenberger bereits so früh in Kaub Besitz und Rechte hatten. Denn erst 100 Jahr später taucht der Name Reifenberg dort bei den Katzenelnbogenern wieder auf, weil ein Conrad von Reiffenberg dort Burggraf war.
333/1047 Zaineisenhammer Schmitten aus dem Jahr 1748
Die Akte enthält einen Bericht des Amtskellers von Kransberg über die Wiedererrichtung des Zainhammers zur Schmitt, nebst einem Riß und Überschlag. ( 8 Seiten Text und 2 Zeichnungen des Hammers kopiert )
333/1705 Proklamationsbuch der Grafschaft Reifenberg aus den Jahren 1658-1666
Hier waren keine Namen aus Reifenberg dabei, sodass wir keine Kopien gemacht haben. ( 1 Paar aus Arnoldshain: Rosay, ansonsten von Laubach, Westerfeld, Rod am Berg, Merzhausen, Obernhain und Hundstall )
333/186 In Urkunde erwähnter Klosterbau zu Reifenberg
Vereinbarung des Dietrichs, Kurfürst zu Mainz mit den Ganerben des Schlosses Reifenberg (eine große Urkunde aus dem Jahr 1443 mit Siegel fotografiert). Auf Anhieb keine Info zu einem Klosterbau gefunden.
333/342 Walter von Reifenberg: Tausch Stockheimer Haus gegen Haus in Niederreifenberg
Die Vormünder des Walther von Reifenberg treten das Stockheimer Haus und Stall an dessen Schwäger Hans von Kronberg und Ulrich von Eltz gegen ein anderes Haus zu Reifenberg im Tal ab. In der Urkunde von 1471 kommt es zu einem Vergleich zwischen den Schwägern. ( Eine aus zwei Seiten zusammengesetzte Urkunde mit 4 hängenden Siegel versehen, fotografiert. Die Akte enthält außer dieser Urkunde keine weiteren Blätter). Analyse steht noch aus.
333/799 Liebfrauenkapelle Reifenberg
Hier geht es um die Vermessung des Gutes Dorfeld, später Kronberg, dann Reifenberg in Bauernheim. Nikolaus Karcher, Kaplan zu Reifenberg verleiht Güter an Meirich Isenbach und seine leiblichen Erben, die der Liebfrauenkapelle zu Reifenberg und in der Gemarkung Erbach liegen.
Auf den ersten Blick keinen Hinweis auf Reifenberg gesehen, deshalb die ca.30 Seiten umfassende Akte nicht fotografiert.
333/974 Verwüstungen Reifenberg 1684
Kurfürst Johann Philipp von Mainz schreibt einen zweiseitigen Brief an Philipp Ludwig von Reifenberg über die Verwüstungen der von Grießheimischen Truppen bei Hessen Kassel und die Evakuierung des Hauses Reifenberg durch Kurhessische Truppen. ( Brief mit 2 Seiten und schönem Siegel von Kurfürst JP von Mainz fotografiert ).
333/1726 Glashütte zu Reifenberg
Die ca. 20 seitige Akte aus dem Jahr 1661 enthält eine detaillierte Aufstellung zur Planung einer Glashütte in Reifenberg. Der Glasmacher Wenzel ? schreibt ganz genau was zur Errichtung einer Glashütte notwendig ist – vom Platzbedarf bis zur Anzahl der Arbeiter und was diese kosten. Diese Planung wurde nie durchgeführt, da die benötigten Holzkohlemengen zu groß gewesen wären.
333/848 Ehevertrag zwischen Johann Heinrich von Reifenberg und Anna von Kronberg 1600
Ehevertrag zwischen Johann Heinrich von Reifenberg, Sohn von Philipp von Reifenberg und Anna geborene von Diez, und Anna von Kronberg, Tochter des Franz von Kronberg und der Katharina von Hattstein aus dem Jahre 1600. Der 16 Seiten umfassende Ehevertrag regelt in 12 Paragrafen die Ehe und wohl auch die Besitzverhältnisse dieser beiden herrschaftlichen Eheleute, die Eltern unseres letzten Reifenberger Ritters Philipp Ludwig von Reifenberg.
333/1027 Inventarium von Philipp Ludwig von Reiffenberg (1686)
Das Inventarium, das wohl nach seinem Tod erstellt wurde. Darin u.a. erwähnt "drey eyserne Katzenschwänze, drey eyserne Katzenköpfe, ..." und noch einiges mehr. (sind ca. 20 Seiten, komplett kopiert)
333/1004 Testament des Philipp Ludwig Freiherrn von Reifenberg (1664)
Sind nur wenige Seiten und enthält -interessanterweise- nur einige wenige Vermachungen an -eher- bisher unbekannte Leute. Einzig bekannt darin ist Fabricius und ein Magnus, der wohl öfters vorkommt. (3 Seiten, komplett kopiert)
333/1804 Vernehmungsprotokoll des Schultheißen Krimmel (1726)
Der damalige Schultheiß Johannes Krimmel nannte den früheren Marquis nicht nur ein "Schneider Bürschgen" aus Frankreich, sondern verbreitete auch, dass Johann Philipp Vest ein Kind des "Dombherrn" (Philipp Ludwig) von Reiffenberg gewesen sein soll. (komplett kopiert) Letzteres wird allerdings -angeblich- durch zeitliche Diskrepanzen negiert. (8 Seiten, alle kopiert, leider teilweise schlecht lesbar)
333/1753 Einführung der Bierbrauerei (1674)
Enthält Schriftverkehr und Abrechnungen. 44 Seiten komplett kopiert.
333/1741 Verpachtung der Bierbrauerei (1665)
Enthält Pachtverträge, Schriftverkehr, Abrechnungen. 17 Seiten komplett kopiert.
1/729 Reichskammergericht: Villeneuve/Reiffenberg wg. Nicolaus von Strahlen 1651
Entführung des Reifenberger Bediensteten Nicolaus von Strahlen. Hintergrund war offensichtlich ein Streit zwischen den Gebrüdern der Landgrafen von Hessen-Darmstadt. 35 Seiten, komplett kopiert. Leider ist das Ende nicht drauf, denn ausgerechnet da ist der blutige Pfingsmarkt beschrieben, wo der Frau des Schultheißen der Kopf abgeschossen wurde. *grrr*
"... mit einer ohngefehrigen 4 lb Kugeln in einer von birken gemachten hütten auß dem Hauß Reiffenberg darbey Herr Philips Ludwig Freyherr von Reifenberg, Herr Graff Rudolph Otto, Graffe zu Cronberg und Hohengerolzeck, nebenst deren Dienern uff der Mauer gestanden, zwischen 3. und 4. Uhr abends, die Gurgel abgeschoßen worden, das sie gleich ohne ach und wehr auch einziges geschrey uf der Erde tod liegen blieben."
171/293 Protokollbuch Wehrheim Reifenberger Amt 1645
Enthält Informationen zu Entführungen von Villeneuve, Pferdediebstähle, viele Informationen direkt aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Eine zweite Akte stellte sich als vermutlicher Irrtum heraus. Wegen eines Zahlendrehers (203 statt 293) wohl doppelt erfasst. ca 140 Seiten, alle kopiert.
1/1324 Überfall auf Seelenberger Markt durch Villeneuve und von Reifenberg 1651
Reichskammergerichtsakten. Umfang ca. 200 - 250 Seiten.
Leider nicht angesehen bzw. wohl vergessen etwas zu kopieren. :-/
333/1844 Truppenanwerbung in Venetien durch Villeneuve (mind. 1640 - ca. 1655)
Enthält Listen von Soldaten, sehr viel Schriftverkehr zwischen Villeneuve und "Mon tres cher frere Philip Louis", vorwiegend in Französisch. Schriftverkehr Villeneuves mit Offizieren und Adeligen in Italienisch. Wenig Bezug zu Reifenberg. Enthält unter anderem eine Verzierter Speer mit Reifenberger Design. "Decus (et) tutamen in armis" bedeutet wohl sowas wie "Zier und Schutz für Waffen". Es stammt von dem Dichter Vergil (Aeneis) Umfang ca. 350-400 Seiten. Benutzt wurde es wohl u.a. auch von Cardinal Richelieux, könnte daher aus den französischen Beziehungen Villeneuves und Philus herrühren.
1158/103 Stiftung Hasselbach
Zeitungsausschnitte zum Thema Bebauung des Altkönigs mit einem Haus oder Uhlandturm, was von der Stadt Steinbach nicht genehmigt wurde und woraus letztlich eine teilweise Finanzierung des Herzbergturms hervorging.
1158/102 Stiftung Hasselbach
Umfangreiche Abhandlung von Karl Hahn, Eschborn aus 1928 über den Großen Feldberg und Zeitungsausschnitte über Feldbergfeste
1158/81 Stiftung Hasselbach
Zeitungsausschnitte insbesondere aus den 1950er Jahren aus allen Orten des Hochtaunus
1158/104 Stiftung Hasselbach
Zeitungsausschnitte aus den Orten des Main-Taunus-Kreises. Umfassende Geschichte von Flörsheim, der dortigen Taunusbahn und den früher ansässigen Juden.
818/134 Korrespondenz der Verwaltungsorgane
Hauptbestandteil der Kampf um den Bau einer Straße für das Feldbergrennen. Die das Ort Oberreifenberg aussparende Straße vom Start/Ziel in Oberreifenberg zum Roten Kreuz ( heute Limesstraße ) wurde insbesondere wegen des Limesverlaufs nicht genehmigt. Folge davon war, dass keine weiteren Feldbergrennen mehr stattfinden durften.
508/3693 Schriftverkehr des Hessischen Sozialministeriums
Zentraler Inhalt ist die Finanzierung des Bobclubs Taunus, Frankfurt aus Totomitteln. Dieser Bobclub baute die Bobbahn oberhalb von Oberreifenberg, kam aber in Zahlungsschwierigkeiten. Eine direkte Bezuschussung wurde wegen Unzuverlässigkeit abgelehnt, jedoch übernahm man die noch offenen Schulden aus der letzten Veranstaltung (Deutsche Viererbobmeisterschaft 1956), die dann direkt an die Gläubiger ausgezahlt wurde.
405/27050 Verträge Fortwirtschaft
Aus dem umfangreichen Schriftverkehr ragen die Pachtverträge aus den 1930er Jahren heraus, die sich ausnahmslos mit den Pächtern des Feldberggipfels befassen. Hinzu kommen die vertraglichen Vereinbarungen hinsichtlich der Wasser- und Stromversorgung sowie die Abtretung von Pachtverträgen an Frankfurt 1941.
405/27054 Schriftverkehr Forstverwaltung
Grundlagen sind die Pachtverträge mit dem Physikalischen Verein über das Gelände des Kleinen Feldbergs aus 1911, Versorgungsverträge mit Skizzen sowie Abholzungswünsche. 1913 beantragte die Gemeinde Niederreifenberg den Bau einer „Schibahn“ auf dem Prinz-Heinrich-Weg ( heute die Straße vom Roten Kreuz hoch zum Großen Feldberg), die dann erst 1931 als feste Straße ausgebaut wurde. Der Antrag zum Bau einer „Schi-Bahn“ wurde wegen Gefährdung von Wanderern von der Oberförsterei Königstein abschlägig beschieden. Das „Highlight“ aber kam zum Schluss: Pachtvertrag mit dem Roten Kreuz aus 1899, einen Antrag auf Baugenehmigung aus 1904 und die dazugehörigen Bauzeichnungen.
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben!